Unter dem umgangssprachlichen Begriff „Schimmel“ werden Pilze zusammengefasst, die ein charakteristisches Mycel und mikroskopisch kleine, oft gefärbte Sporen ausbilden. Das typische Erscheinungsbild - wie glänzende bis samtige, oft farbige Oberflächen - kennt man beispielsweise von verschimmelten Lebensmitteln. An feuchten Wänden oder Textilien werden sie auch als „Stockflecken“ erkannt.
Gemeinsam mit anderen Pilzen und Bakterien sind Schimmelpilze für die Verrottung natürlicher Materialien verantwortlich. Im Stoffkreislauf der Natur sind sie daher unentbehrlich. Sporen von Schimmelpilzen werden natürlicherweise das ganze Jahr über und im Sommer in hohen Konzentrationen über die Luft verbreitet. Wie andere Partikel lagern sie sich in Innenräumen auf Oberflächen im Feinstaub ab.
Unter geeigneten Bedingungen können die Sporen auskeimen. Je nach gegebener Feuchtigkeit, Temperatur, Nährstoffangebot und pH-Wert setzen sich dabei unterschiedliche Pilzarten durch. Viele Schimmelpilzarten bevorzugen Temperaturen zwischen 15 °C und 25 °C und pH-Werte im leicht sauren Bereich. Die wichtigste Wachstumsbedingung für Schimmelpilze ist eine hohe Materialfeuchte.
Schimmelpilze durchziehen das von ihnen besiedelte Material mit einem Geflecht aus feinsten Fäden, dem Mycel. Dieses Fadengeflecht bildet Sporenträger, an denen Sporen (2-20 µm) in großer Anzahl heranreifen und eine typische Färbung aufweisen. Sporen von Schimmelpilzen werden auch Konidien oder Konidiosporen genannt. Es gibt weitere Sporentypen wie Chlamydosporen, Sporangiosporen usw. Die Sporenart sowie die Art und Weise der Ausbildung der Sporen sind wichtige Kriterien zur Bestimmung der jeweiligen Pilzart.
Schimmelpilze sind mit bloßem Auge erst dann erkennbar, wenn sich Luftmycel aus vielen Pilzzellen entwickelt und die Sporenbildung (sichtbar an Verfärbungen der Oberfläche) begonnen hat. Ihre meist farblosen Mycelien reichen dann schon wesentlich tiefer und weiter als der sichtbare Teil vermuten lässt.
In vielen Fällen macht sich der Schimmelbefall durch Verfärbungen auf Oberflächen und durch auffällige Gerüche bemerkbar. Solche Hinweise können bereits vom Laien erkannt werden. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass der häufig verwendete Begriff „Schwarzschimmel“ für sichtbare schwarze Verfärbungen keine ausreichende Beurteilung darstellt und auch keinen Hinweis auf eine besondere gesundheitliche Gefährdung liefert. Gleich mehrere Schimmelpilzarten bilden diese namensgebende schwarze Färbung aus (z. B. Cladosporium sp., Chaetomium sp., Alternaria sp., Stachybotrys chartarum ).
Schimmelpilze verbreiten sich durch Sporen, die bereits bei geringsten Luftbewegungen an die Umgebung abgegeben werden. Je nach Größe und Gewicht lagern sich die Sporen unterschiedlich schnell ab. Insbesondere sehr kleine (2-5 µm) Sporen können über viele Stunden in der Luft schweben und sind damit über die Atemwege aufnehmbar. Um die Sporen nachzuweisen, kann eine Raumluftuntersuchung durchgeführt werden.
Während des Wachstums produzieren Schimmelpilze flüchtige Stoffwechselprodukte, sogenannte MVOCs (aus dem Englischen: microbial volatile organic compounds), die in die Luft ausgasen. Der typisch muffige Geruch ist auf solche Stoffe zurückzuführen.
Der Nachweis von Schimmelpilzen in Luft- oder Materialproben kann im Labor mit mikroskopischen und kultivierungstechnischen Methoden erfolgen. Die Bestimmung der auftretenden Pilzgattungen oder -arten ist aus folgenden Gründen wichtig:
Mikrobiologisch werden Schimmelpilze in sogenannte taxonomische Gruppen geordnet. Der Name ergibt sich aus zwei lateinischen Wörtern, wobei das erste die Gattung und das zweite die Art bezeichnet, z. B. Penicillium camemberti (Edelschimmel des Camembert-Käses). Oft wird nur das erste Wort, also die Gattung angegeben und „sp.“ nachgesetzt. Dies steht für „spezies“ und bedeutet, dass eine nicht weiter identifizierte Art der Gattung gemeint ist. Wird „spp.“ angehängt bedeutet dies, dass mehrere Arten der Gattung gemeint sind.
Da sowohl die Temperatur als auch das Nährstoffangebot in Innenräumen fast immer für ein Schimmelpilzwachstum ausreichen, ist die entscheidende Voraussetzung für das Wachstum eine ausreichend hohe Material- bzw. Luftfeuchtigkeit. Die verschiedenen Pilzarten haben dabei unterschiedliche Feuchtigkeitsansprüche. Die notwendige Feuchtigkeit, die zur Pilzentwicklung notwendig ist, kann mit dem aW-Wert (Wasseraktivität) beschrieben werden. In der Fachliteratur werden minimale aW-Werte von 0,70 beschrieben, d. h. ab einer Ausgleichsfeuchte von 70 % (relative Luftfeuchtigkeit über einem feuchten Baustoff bzw. Material) kann Schimmelpilzbefall auftreten.
Bevorzugt werden organische Materialien von Schimmelpilzen befallen, wie zum Beispiel:
Unter günstigen Bedingungen können Schimmelpilze bei der Auswahl ihres Nährbodens aber auch sehr genügsam sein. Schon geringe Anteile organisch-chemischer Substanzen, wie Weichmacher in Folien und Schaumstoffen, Tenside in Farben oder organische Zuschlagstoffe in mineralischen Fertigputzen, ja sogar Staubablagerungen reichen ihnen als Nährstoffgrundlage aus. So befallen Schimmelpilze auch:
Schimmelpilze, die in Innenräumen fast ausschließlich bei Feuchteschäden auftreten bzw. nachweisbar sind, werden als Indikatororganismen bezeichnet. Ihr Vorkommen, z. B. in der Raumluft, kann auch bei relativ niedrigen Konzentrationen einen Hinweis auf Feuchteschäden geben. Zu den Indikatorpilzen zählen unter anderem Aspergillus aus dem Aspergillus versicolor-Komplex, Acremonium spp., Chaetomium spp. und Stachybotrys chartarum.
Grundsätzlich muss bei Luftuntersuchungen ein Vergleich mit der Außenluft stattfinden, um diese als Sporenquelle auszuschließen. Gerade im Sommer können bestimmte Schimmelpilzarten wie insbesondere Cladosporium spp. in hohen Konzentrationen vorkommen.
Andererseits können auch außenlufttypische Schimmelpilze einen Befall im Innenraum verursachen. In Luftproben kann man dies durch mehrfach höhere Sporenkonzentrationen dieser Art in der Raumluft im Vergleich zur Außenluft erkennen.
Hefen treten natürlicherweise in der Umgebungsluft je nach Witterung selten oder vermehrt auf. Bei Feuchteschäden können Sie in erhöhter Konzentration auf Materialien oder im Staub auftreten. Der Zusammenhang zwischen Feuchteschäden und Luftbelastungen durch Hefen ist noch nicht ausreichend untersucht.
Hefen haben auch ein allergenes Potenzial, so dass erhöhte Konzentrationen unter dem Aspekt der Vorsorge vermieden werden sollten. Einige Hefearten können zu Haut- bzw. Schleimhauterkrankungen führen. Deshalb ist eine Artenbestimmung im Falle auffällig hoher Konzentrationen angebracht.